Montag, 25. Februar 2008

Der Sitzbügel

Letzte Nacht war ich in einem Freizeitpark. Unterwegs mit Freunden. Mit alten Freunden und Menschen, mit denen ich im Moment nichts zu tun habe. Wir sind in ein Fahrgeschäft gestiegen. Eine Loopingbahn, in der die Beine frei über dem Boden baumeln. Als die Fahrt losging, bemerkte ich, dass mein Bügel nicht geschlossen war. Ich bekam Angst. Angst, herauszufallen. Mein mir gut bekannter Sitznachbar zog noch schnell die Notbremse und die Fahrt verlangsamte sich. Der nette Herr, der die Gurte kontrollierte beruhigte mich und checkte meinen Bügel erneut. Nun sollte er halten.

Die Fahrt konnte beginnen. Langsam fuhr die Bahn los. Immer höher, und dann immer schneller. Ich liebe schnelle Fahrgeschäfte. Es kann mir gar nicht hoch und schnell genug sein. Die kurzweilige Unsicherheit war verschwunden und die Vorfreude machte sich breit. Die Freude darauf, gleich wild durch die Gegend geschüttelt zu werden, den Orientierungssinn zu verlieren und für einen Moment lang zu vergessen, wo eigentlich nochmal oben und wo denn nun unten war.

Am höchsten Punkt angekommen stürzte sich die Bahn in die Tiefe, um gleich in der nächsten Sekunde wieder in die Höhe zu schnellen. Ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit. Doch dann der Schock! Der Sitzbügel meines Sitznachbars hatte sich gelockert. Er wurde mit einer gewaltigen Wucht aus seinem Sitz gerissen und klammerte sich nun krampfhaft an dem im Wind wehenden Bügel fest. Seine Augen waren angsterfüllt. Ich versuchte zu ihm zu gelangen, aber ich war so fest an meinen Sitz gegurtet, dass es aussichtslos war. Wir blickten uns in die Augen. Ein letztes Mal. Dann gaben seine Kräfte nach. Ich blickte hinter ihm her, aber die Geschwindigkeit war zu groß und presste mich wieder in meinen Sitz. Dort saß ich nun. Unter Schock wartete ich auf das Ende der Fahrt.

Ich suchte das ganze Parkgelände nach ihm ab. Nicht wissend, welch ein Anblick mich erwarten würde. Keiner hatte ihn gesehen. Niemand schien überhaupt irgendetwas bemerkt zu haben. Er war weg. Ohne eine Spur. Kurz vorm Aufgeben traf ich noch einen ehemaligen gemeinsamen Freund. Doch auch er konnte mir nicht helfen und ging zügig weiter. Ich stellte die Suche schließlich ein. Jetzt war ich allein und machte mich auf den Weg nach Hause. Es war zum Glück kein weiter Weg, da sich der Freizeitpark direkt neben unserem heimatlichen Grundstück befand. Ein seltsames Gefühl begleitete mich trotzdem.

Wo ich heute Nacht wohl sein werde? Ich bin gespannt!
Gute Nacht!

3 Kommentare:

Aenki hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Aenki hat gesagt…

Ich finde nicht nur interessant, was Du heute Nacht für wilde Geschichten machst, sondern wo der Nachbar geblieben ist! Irgendwo muss er ja sein! Such ihn heute Nacht doch vllt. nochmal ein bisschen genauer... Vllt. braucht er Deine Hilfe, weil er sich ein Bein gebrochen hat... =)

CaptainKundalini hat gesagt…

Hmm... du meinst also, dass er sich lediglich ein Bein gebrochen hat?? Das ist optimistisch! Ich war mir nicht einmal sicher, ob er es ganz durch das Karussellgerüst geschafft hat... Aber ich sage Bescheid, wenn ich ihn finde...